Folsäure gegen offenen Rücken

Schon bei Kinderwunsch!
Folsäure ist ein wasserlösliches Vitamin, also eine wichtige Substanz, die regelmäßig mit der Nahrung aufgenommen werden muß. Sie ist ein unverzichtbarer Baustein beim Aufbau von körpereigenem Gewebe und bei der Zellteilung – also insbesondere in der Schwangerschaft.
 
Warum soll ich Folsäure einnehmen? 
Die Unterversorgung der werdenden Mutter mit Folsäure führt zu einem erhöhten Risiko an kindlichen Fehlbildungen, z.B. "offener Rücken" (Spina bifida).Weil der menschliche Körper Folsäure nicht selbst herstellt und weil der Aufbau des kindlichen Organismus zu einem gesteigerten Bedarf an Folsäure bei der werdenden Mutter führt, soll die Folsäure in der Zeit rund um die Empfängnis der Nahrung zugefügt werden.
 
Wie kann ich Folsäure aufnehmen?
Mit der Nahrung (hoher Gehalt z.B. in Leber, Nieren, Pilzen, Spargel, Orangen, Grapefruit, Erdnüssen, Eiern) ist es ziemlich schwierig sicher zu sein, ob man genug Folsäure zuführt, deshalb raten viele Studien die Folsäure in Form von Tabletten schon vier Wochen vor der Empfängnis einzunehmen, und dann mindestens fortzufahren bis zur achten Schwangerschaftswoche.Das bedeutet natürlich, daß man unter Umständen viele Wochen lang solche Dragees nimmt bevor man dann schwanger ist. Das ist aber nicht falsch, denn:
 
Wofür ist Folsäure noch wichtig?
Zum Schutz der Blutgefäße bei Mangel an Folsäure wird eine Substanz im Blut nicht mehr ausreichend abgebaut. Reichert sie sich dort an, kann dieses zur Entstehung von Arterienverkalkung führen.Zum Schutz vor Blutarmut - die Unterversorgung mit Folsäure führt zu einem Mangel an roten Blutkörperchen und Zeichen der Blutarmut (Anämie). Einnahme Folsäure ist ein Vitamin, das hauptsächlich in grünen Gemüsesorten wie Spinat und Kohl, in Leber, Hefe und frischen Früchten enthalten ist. Insbesondere während der Schwangerschaft ist Folsäure unentbehrlich. Seit langem weiß man, daß dieses Vitamin Mißbildungen wie einem offenen Rücken (Spina bifida) oder einer mangelhaften Entwicklung des Gehirns (Anencephalus) vorzubeugen vermag. Derartige Defekte gehen auf eine Fehlentwicklung in der embryonalen Anlage des sogenannten Neuralrohrs zurück. Inzwischen ist ausreichend bewiesen, daß sich rund 70 Prozent aller Neuralrohrdefekte verhindern lassen, wenn die Frauen rechtzeitig Folsäure einnehmen. In Deutschland herrscht indessen großer Nachholbedarf. Das läßt sich aus den Daten des Mainzer Geburtenregisters ablesen. Demnach war in den vergangenen Jahren sogar ein Anstieg der Mißbildungsrate zu verzeichnen.
 
Den für die Region Mainz errechneten Zahlen zufolge kommen Neuralrohrdefekte mittlerweile bei etwa 25 von 10 000 Kindern vor. Das ist eine Verdoppelung gegenüber der Rate von 1990. Die Häufigkeit liegt deutlich über derjenigen in anderen westlichen Ländern.  Wie aus den Mainzer Beobachtungen ebenfalls hervorgeht, nehmen zwar 57 Prozent der Schwangeren Folsäure ein, aber nur rund neun Prozent zum richtigen Zeitpunkt. Die Entwicklung des Neuralrohrs ist schon nach dem 28. Tag der Schwangerschaft abgeschlossen. Infolgedessen ist eine wirksame Vorbeugung nur dann zu erzielen, wenn die Frauen bereits vier Wochen vor Beginn einer Schwangerschaft bis etwa acht Wochen nach deren Eintritt Folsäure einnehmen.
 
Zur wirksamen Vorbeugung reichen 0,4 Milligramm Folsäure am Tag aus. Ist bereits ein Neuralrohrdefekt bei einer früheren Schwangerschaft aufgetreten, so sollte die Dosis auf 4 Milligramm am Tag erhöht werden. Dann läßt sich das Risiko, daß ein weiteres Kind geschädigt wird, um mehr als 70 Prozent vermindern. Auch zuckerkranke oder fettleibige Frauen sollten die Dosis entsprechend erhöhen. Jüngste Erhebungen aus China belegen, daß sich durch rechtzeitiges Einnehmen von Folsäure die Häufigkeit von Neuralrohrdefekten drastisch senken läßt. Dieser Erfolg kam durch die rigideren Maßnahmen in einem staatlich kontrollierten Gesundheitssystem und die gezielte Vorbereitung der jungen Frauen auf die Hochzeit zustande.  Immerhin ist es aber auch in England mit einer Kampagne gelungen, rund 40 Prozent der Frauen vor ihrer Schwangerschaft von der Folsäureprophylaxe zu überzeugen. Zuvor waren es nur zwei Prozent gewesen. Ähnliche Ergebnisse erzielte ein entsprechendes Programm im amerikanischen Bundesstaat South Carolina.
 
Ohne zusätzliche Einnahme von Folsäure läßt sich eine wirksame Vorbeugung praktisch nicht erzielen. Eine Schwangere müßte zum Beispiel jeden Tag mehr als ein Pfund Spinat essen. Werden Folsäure-Tabletten längere Zeit eingenommen, ohne daß es zu einer Schwangerschaft kommt, so birgt das kein Gesundheitsrisiko. Ebensowenig ist es schädlich, wenn eine Schwangere ihr Folsäurepräparat versehentlich länger einnimmt, als es notwendig wäre.
 
In den Vereinigten Staaten ist man dazu übergegangen, Mehl mit Folsäure anzureichern. In Fachkreisen wird allerdings bemängelt, daß diese Maßnahme letztlich nur halbherzig umgesetzt wurde. Die zugesetzten Mengen reichten für eine wirksame Vorbeugung nicht aus. Sie müßten etwa doppelt so hoch sein. Das wäre zwar nicht schädlich, könnte jedoch, wie die Gegner einer solchen Maßnahme befürchten, die Diagnose einer Blutarmut bei anderen Kranken verzögern. Auch deshalb propagiert man zusätzlich wieder die Einnahme von Folsäuretabletten. Es ist unwahrscheinlich, daß sich in Deutschland in absehbarer Zeit eine Maßnahme wie die Anreicherung eines Grundnahrungsmittels mit Folsäure verwirklichen läßt.