Wassergeburt

Viele Kliniken gehen im Kampf um die Belegungszahlen dazu über, immer wieder neue \"Gags\" in ihren Kreißsälen anzubieten. Nicht immer ist alles Gold was glänzt. 

1. Der kontrahierte Uterus komprimiert nach der Geburt des Kindes unter Wasser auch die zur Plazenta führenden Gefäße. Selbst bei unverändert umbilicaler Zirkulation ist somit der Sauerstoff-Transfer von der Mutter zum Kind reduziert.
2. Am Ende des normalen Geburtsvorganges besteht in der Nabelvene ein positives Druckgefälle zwischen der sich noch im Uterus befindlichen Plazenta und dem Neugeborenen. Innerhalb von 60 Sekunden kommt es dabei zum Übertritt von etwa 100-120 ml plazentaren Blutes. Diese Stabilisierung des fetalen Kreislaufes durch Volumenexpansion unterbleibt, wenn das Kind unmittelbar post partum aus dem Wasser und über die Insertionsstelle der Plazenta gehoben wird.
3. Zwar verhindert der sog.Diving-Reflex mit seinem reflektorischen Atemstillstand, daß Wasser in die Lunge gelangt. Bei sistierend uteriner und umbilicaler Zirkulation sinkt jedoch zumindest theoretisch die fetale 02-Sättigung und die Sauerstoffspeicher des Feten entleeren sich bei weiterhin konstantem O2-Verbrauch innerhalb von etwa 100 Sekunden. Wenngleich der Diving-Reflex die Atmung unter Wasser verhindert, kann nach Expression der Trachealflüssigkeit während des subaqualen Geburtsvorganges bei erneuter Entfaltung des Thorax und der Lunge stark verunreinigtes Badewasser mit hoher E.Coli-Konzentration in die fetale Lunge gelangen und das Neugeborene gefährden.


Als Fazit verbleibt:
Die bisher auf Kongressen mitgeteilten und vorwiegend in Streumedien verbreiteten \"guten Resultate\" wurden nicht mit \"peer review\" in international anerkannten Journalen publiziert. Untersuchungen an vergleichbaren Kollektiven fehlen: Zumindest sollten Kollektive mit vergleichbarer Parität, Schwangerschaftsdauer und Geburtsgewicht analysiert worden sein. Auch würden Geburtsdauer und operative Entbindungshäufigkeit in diesen Kollektiven interessieren. Gleichwohl bleibt verständlich, daß Frauen im warmen Wasser die doch häufig schmerzhafte Wehentätigkeit gedämpfter empfinden, besser entspannen können und damit den Vorgang der Eröffnung des Muttermundes leichter ertragen.